SCV ließ endlich wieder alte Tugenden erkennen
Von Uwe T h o s t (Text) und Carsten B o r g m e i e r (Fotos)
Verl (WB). 19 + 3 heißt die neue Formel beim SC Verl für die kommende
Saison. 19 Vertragsamateure und drei Nachwuchsspieler sollen den Kader
des Fußball-Regionalligisten bilden. Die drei Nachwuchskräfte kamen alle
schon am Sonntag im Spiel gegen den Wuppertaler SV zum Einsatz. Allen
voran Stürmer Tobias Pollmeier, der sich der guten Leistung der
Mannschaft anpaßte. und beim 1:0 (0:0) Sieg seiner Elf ein ständiger
Gefahrenherd war. Martin Vorderbrügge und Maik Friesmeyer wurden in
den letzten Minuten eingewechselt. , Das Tor des Tages schoß Richard
Walz (47.). mit einem satten Spannschuß.
SCV-Trainer Gerd Roggensack hatte aber auch keinen Grund, die
Anfangsformation frühzeitig abzuändern. »Nach den Enttäuschungen der letzten
Wochen haben mich heute viele Spieler zufriedengestellt«, stellte er erleichtert fest.
Ohne die verletzten Roger Schmidt,
Frank Warbende und Thomas Ostermann sowie den noch rotgesperrten Marco
Gebhardt führte Ersatzkapitän Ralf Kellermann ein Team an, das von der ersten
Minute an Einsatzwillen zeigte. Stephan Ritz überzeugte als Libero, schaltete sich oft
geschickt ins Angriffsspiel ein und erspielte im Zusammenspiel mit Tobias Pollmeier
und Markus Zuraski eine tolle Tormöglichkeit (71.), die aber durch einen Reflex
von Harald Heinen im Wuppertaler Tor zunichte gemacht wurde. Markus Zuraski
zeigte sich gegenüber den letzten spielen um eine Klasse verbessert, sorgte mit
Pollmeier und dem unermüdlich rackernden Ulf Raschke für viel Gefahr gegen die
insgesamt enttäuschend spielende Wuppertaler Elf.
Dariusz Baziuk bewies bei einigen klugen Pässen wieder einmal seine große
Spielübersicht, setzte die Außen geschickt ein und war in seinem Aktionsradius
kaum zu stoppen. Jedoch entwickelte er von sich aus nicht die Energie, die man
sonst von ihm gewohnt ist. Die zeigte diesmal Richard Walz. Mit gutem Auge
ausgerüstet, spielte er seine Mitspieler frei und schoß auch das einzige Tor des
Tages. Baziuk hatte, statt den Ball zur Ecke ausgehen zu lassen, sich das Leder
erkämpft und spielte zurück auf Walz. Der fackelte nicht lange, ein kurze Antritt,
eine Körpertäuschung. Sein Schuß wurde noch leicht abgefälscht und landete zum
bis dahin schon hochverdientem 1:0 in den Wuppertaler Maschen.
Wie gut der SC Verl spielen kann, das bewies er vor allem im zweiten Durchgang
zwischen der 60. und 75. Minute. Direktspiel, schnell ausgeführte Einwürfe,
konsequentes Nachsetzen - dem hatte Wuppertal nichts entgegenzusetzen und
stand nur unter Druck. Dank eines starken Harald Heinen zwischen den Pfosten,
der mit teils artistischen Einlagen weitere Tore verhinderte, konnte diese
Überlegenheit nicht umgemünzt werden.
Nachdem Tobias Pollmeier in der ersten Halbzeit schon mit einem Kopfball auf das
Netz Pech hatte, mußte das 22jährige Nachwuchstalent in der zweiten Halbzeit
zuschauen, wie Heinen seinen Ball an die Latte lenkte. Doch Roggensack war
zufrieden: »Er hat gute Ansätze gezeigt.«
Bann ist gebrochene. Walz trifft zum 1:0 über WSV
Von DIETMAR LOHMANN
V e r l (gl.). Der SC Verl kann doch noch gewinnen. Nach sieben
sieglosen Spielen in Folge punkteten die Schwarzweißen gestern
endlich wieder dreifach. "Im Ansatz haben wir heute wieder viele
Leute zufriedengestellt", sagte der Verler Trainer im Anschluß an
den 1:0 (0:0)- Erfolg über den grottenschlechten Wuppertaler SV.
Eine mittelmäßige Vorstellung reichte vor nur 710 Zuschauern an
der Poststraße, um den Tabellennachbarn geschlagen nach
Hause zu schicken.
Wieder einmal bewies der in dieser Saison oft gescholtene Richard
Walz, daß er ein Mann für ganz wichtige Tore ist. Beim 1: 1 in Hornburg
schoß er den Ausgleich, diesmal gar den entscheidenden Treffer. In der
47. Minute traf der Mittelfeldmann aus halblinker Position dank der
Mithilfe von WSV-Manndecker Manndecker Mademann, der den
16-Meter-Schuß noch unglücklich abfälschte, zum überfälligen 1:0.
Ohne die verletzten Warbende, Schmidt, Ostermann und den letztmals
gesperrten Marco Gebhardt boten die Platzherren eine solide, aber
keinesfalls wirklich gute Leistung. Wichtigste Erkenntnis: Der Sport-Club
scheint gewillt, seinen Fans für ihr Eintrittsgeld bis zum Saisonende
etwas zu bieten. Der Einsatz stimmte, von Larifari keine Spur.
Die stärkste Phase hatte Verl zwischen der 20. und 45. Minute, als
Notthoff mit einem Flachschuß aus acht Metern am großartig haltenden
Heinen scheiterte (20.), Stern per Heber Pech hatte (30.), der freche
"Frischling" Pollmeier einen Kopfball über das Gebälk setzte (34.) und
Raschke nach Heinens einzigem Patzer das leere Tor nicht traf (44.).
Vier nervenaufreibende Szenen innerhalb einer ansonsten langweiligen
ersten Halbzeit. Fehlpässe auf beiden Seiten lähmten den Spielfluß,
wobei Verl deutlich mehr Zug zum Tor zeigte.
Spätestens nach dem Führungstreffer mußten die Gäste ihre
Bemühungen verstärken. Doch die aufmerksame Verler Abwehr um den
überragenden Libero Stefan Ritz räumte ab, was abzuräumen war. Und
das war nicht viel. WSV-Trainer Wolfgang Jerat bilanzierte trotz fehlender
Torchancen, seine Mannschaft hätte einen "Punkt verdient gehabt."
Realsatire im VIP-Raum.
Null Wuppertaler Einschußchancen in der zweiten Halbzeit standen drei
Verler gegenüber: Ritz verfehlte mit einem knallharten 25-Meter-Freistoß
nur knapp das Tor (67.,)" Zuraski kam gegen Heinen einen Tick zu spät,
und Pollmeiers Schuß striff die Querlatte (72.). Danach probierten es die
Gäste, die schon in der 9. Minute Libero Müller (Zehenbruch) durch den
Ex-Verler Ingo Menzel ersetzen mußten, mit der Brechstange. Fast 15
Mal segelte der Ball im hohen Bogen durch den, Verler Strafraum, doch
niemand, schon gar nicht der eingewechselte Gerrit Meinke, brachte
Kellermann in Verlegenheit. "Wir haben keinen Baziuk, der im Mittelfeld
den entscheidenden Paß spielen kann", ärgerte sich Wolfgang Jerat
über die Ideenlosigkeit seiner Elf, die an diesem Tag nur durch
körperliche Größe "glänzte".
Während bei Wuppertal nur Torhüter Heinen zu gefallen wußte, hatten die
Schwarzweißen im überragenden Libero Ritz, Neuschäfer, Fengler und
Stern ihre besten Kräfte.